Rom: Vatikanische Museen
Mit 1400 Räumen sind die Vatikanischen Museen die größten ihrer Art. Möchte man nur die besonderen Ausstellungsstücke betrachten, bräuchte man schon gut zwei Tage Zeit. Trotzdem sollte kein Rom-Besucher sich die Raffaels Stanzen und die Sixtinische Kapelle entgehen lassen. Ansonsten sollte man sich gezielt Schwerpunkte setzen. Anhand von vier Farben kann man vorgegebenen Routen folgen.
Die Gebäude, in denen heute die wertvollsten Kunstsammlungen der Welt untergebracht sind, waren ursprünglich als Palast für die Päpste Sixtus IV., Innozenz VIII. und Julius II. errichtet worden. Langgestreckte Höfe und Galerien (von Bramante 1503 entworfen) verbinden den Belvedere-Palast von Papst Innozenz mit den übrigen Bauten. Die meisten anderen Anbauten entstanden im 18. Jahrhundert, als die päpstlichen Sammlungen zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Museo Gregoriano Egizio:
Die acht Räume des Ägyptischen Museums (von Gregor XVI. neu begründet) enthalten Mumien, Basalt- und Holzsarkophage, Köpfe von Götterstatuen und Pharaonen und monumentale Plastiken aus der Zeit von 3000 bis 100 v. Chr.
Museo Pio Clementino:
In den Vatikanischen Museen ist die umfangreichste antike Skulpturensammlung der Welt zu sehen. Die Räume des Museo Pio Clementino entstanden unter den Päpsten Clemens XIV. und Pius VI. und zeigen die wertvollsten Stücke, die zum größten Teil in Rom und Umgebung gefunden wurden. Hervorzuheben sind (Sie werden von hinten durch das Museum gelotst!):
Saal X (Gabinetto del Apoxyomenos): Athlet Apoxyomenos aus dem 4. Jahrhundert.
Saal VIII (Belvedere-Hof): Hier befinden sich die berühmtesten Statuen des Vatikans, wie der Apoll von Belvedere (Kopie, um 190 n. Chr.), Perseus von Antonio Canova, Hermes aus der Hadrians-Zeit und vor allem die Laokoon-Gruppe (50 v. Chr.), ein Meisterwerk des Hellenismus.
Sala degli Animali: Realistische Tierstatuen aus Marmor oder Alabaster, Minotaurus-Büste (Kopie des Originals aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.), usw.
Saal VII (Gabinetto delle Maschere): Mosaikfußboden mit Theatermasken aus der Villa Adriana in Tivoli, Venus von Knidos, Aphrodite des Praxiteles (Kopie, 4. Jahrhundert v. Chr.).
Saal V (Galleria delle Statue): Apollo Sauroktonos (Kopie einer Bronze aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.), Schlafende Ariadne, Candelabri Barberini (die schönsten Kandalaber der Antike aus der Villa Adriana bei Tivoli.
Saal III (Sala delle Muse): Torso del Belvedere (1. Jahrhundert n. Chr.), Statuen des Apoll und der Musen.
Saal II (Sala a Croce Greca): Porphyrsarkophag der Konstanze und der heiligen Helena, reich mit Figuren und Symbolen geschmückt.
Museo Chiaramonti:
Von Papst Pius VII. Chiriamonti gegründetes Museum, das in einer langen Galerie Werke der griechischen und römischen Kunst (mit unterschiedlichem Wert) zeigt. Leider geht in diesem Museum die Quantität vor Qualität. Es empfielt sich, eines der anderen Museen zu besuchen.
Museo Gregoriano Etrusco:
In 18 Sälen zeigt dieses von Papst Gregor XVI. gegründete Etruskische Museum Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände, die einen guten Einblick in das Leben der Etrusker bieten. Hervorzuheben sind: die Bronzestatue des Mars von Todi (4. Jahrhundert v. Chr.), die Stele des Palestrita (5. Jahrhundert v. Chr.), die umfangreiche Vasensammlung, der Kopf der Athene, ein Grabstein mit einem jungen Athleten und seinem Diener.
Biblioteca Apostolica Vaticana:
Gemessen an der Kostbarkeit ihrer Werke ist die Vatikanische Bibliothek die reichste der Welt. Seit ihrer Gründung durch Papst Nikolaus V. (1450) wurde sie systematisch ausgebaut. Sie enthält neben den Büchern seit Ende des 15. Jahrhunderts rund 25.000 handgeschriebene Bücher aus dem Mittelalter, etwa 7000 Inkunabeln und 80000 Handschriften. In den Vitrinen, die in dem mehr als 70 m langen gewölbten Saal stehen, werden einige der wertvollsten Exemplare der Bibliothek gezeigt.
Museo Sacro:
Hinter der Biblioteca Vaticana befinden sich die Säle, die das Museo Sacro beherbergen. Hier werden die Funde gezeigt, die man bei Ausgrabungen in den Katakomben und frühchristlichen Kirche in Rom und Umgebung gefunden hat.
Galleria dei Candelabri e degli Arazzi:
Hier kann man kostbare Wandteppiche aus dem 5. bis 17. Jahrhundert und römische Marmorkandelabern sehen.
Galleria delle Carte Geografiche:
In der 120 m langen Galerie der Landkarten werden alle Regionen Italiens, oft mit Stadtansichten und Landschaftsüberblicken gezeigt, wie sie im Jahre 1580 aussahen.
Appartamento Borgia:
Papst Alexander VI. Borgia (1492-1503) ließ für sich und seine Familie eine Privatwohnung im Vatikanischen Palast einrichten. Pinturicchio schmückte in den Jahren 1492-1495 mit seinen Schülern zusammen die Wände und Decken mit Fresken. Dabei wurden Themen der Renaissance, des Humanismus und der Antike aufgegriffen, in Verbindung mit christlichen Darstellungen gezeigt.
Stanzen des Raffael (Stanze di Raffaello):
Papst Julius II. beauftragte 1508 den jungen Raffael, die Räume über dem Appartamento Borgia neu auszumalen. Dabei gingen zwar die früheren Fresken von Piero della Francesca, Andrea del Castagno und Benedetto Bonfiglio verloren, jedoch schuf Raffael in diesen Räumen (Stanzen) sein absolutes Meisterwerk. Denn er erneuerte die traditionsreiche Gattung der historischen Malerei und setzte damit für die folgenden Jahrhunderte neue Maßstäbe. Nur zwei Räume wurden von Raffael alleine ausgemalt. Die übrigen Stanzen wurden nach seinem frühen Tod im Jahre 1520 von seinen Schülern nach Entwürfen des Meisters vollendet.
Raum I (Stanza dell’Incendio del Borgo, 1514-1517): Dieser päpstliche Speisesaal wurde als letztes und damit bereits für den Nachfolger von Julius II., Papst Leo X., fertiggestellt. Als Themen wurden die Tugenden der Namensvorgänger von Leo vorgegeben. Die vier Hauptfresken zeigen die Krönung Karls des Großen im Petersdom durch Leo III., den Schwur Leos III., die Schlacht von Ostia, bei der Leo IV. 848 Gnade mit den besiegten Sarazenen erwies, sowie den Borgobrand, den Leo IV. 847 durch das Kreuzzeichen löschte.
Raum II (Stanza della Segnatura, 1508-1511): Dieser berühmteste Raum der Stanzen wurde von Raffael alleine geschaffen und zeigt das Genie des Meisters. Der Raum wurde als Erstes bearbeitet und diente Papst Julius als Bibliothek, in der er päpstliche Bullen signierte. Die vier Hauptfresken beinhalten eine Fülle von Anspielungen auf Klassik und Religion. Das erste Fresko an der langen Wand ist der Theologie gewidmet. Es zeigt den Disput über das Heilige Sakrament und teilt sich in zwei Bereiche, der irdischen Domäne mit Päpsten, Bischöfen usw. sowie der himmlischen Domäne mit Gottvater, Christus, der Jungfrau Maria usw. An der gegenüberliegenden Wand wird die Schule von Athen gezeigt und widmet sich somit der Philosophie. In einem imaginären Tempel werden Philosophie, Naturwissenschaften und Geisteskraft hervorgehoben. Einige der Figuren porträtieren die Repräsentanten der einzelnen Disziplinen.
Raum III (Stanza dEliodoro, 1512-1514): In diesem ehemals privaten Vorzimmer wird als Thema das Eingreifen der göttlichen Vorsehung zur Rettung des bedrohten Glaubens behandelt. Die vier Fresken sind dramatisch, farbiger und ausdrucksstärker. Das bedeutsamste Gemälde an der Mittelwand zeigt die Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel. Die Szene am Eingang stellt die Vertreibung des Attila durch Leo I. dar und an der linken Fensterwand kann man die Befreiung Petri aus dem Gefängnis sehen. Das letzte Bild widmet sich der Messe von Bolsena.
Raum IV (Stanza di Costantino, 1517-1524): Diese Fresken mit Szenen aus dem Leben des Konstantin wurden nicht von Raffael gestaltet. Nur der Sieg des Konstantin über Maxentius basiert auf einen Entwurf des Meisters.
Cappella di Niccolò:
In der Nähe der Stanzen des Raffael liegt die Kapelle des Papst Nikolaus V. Diesen kleinen Andachtsraum schmückte Fra Beato Angelico von 1447-1449 mit zwei Freskenzyklen über das Leben und Martyrium der beiden Heiligen Stephanus imd Laurentius aus.
Cappella Sistina (Sixtinische Kapelle):
An der Stelle der Cappella magna (Papstkapelle) aus dem 13. Jahrhundert ließ Papst Sixtus IV. in den Jahren 1473-1484 die Sixtinische Kapelle errichten. Ihre Maße enstprechen denen des Tempels von Salomon: 13, 29 m hoch, 40,93 m lang, 13,71 m breit. Verschiedenartige geometrische Musterungen des Marmorfußbodens und eine Marmorschranke mit Eisengittern unterteilen den Raum in Presbyterium und den Bereich für die Gläubigen.
Die Kapelle wird als päpstliche Hauskapelle und für Gottesdienste bei feierlichen Anlässen genutzt. Des Weiteren findet hier nach dem Tod eines Papstes das Konklave statt, um ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche zu wählen.
1985 entschloss man sich, die Fresken der Sixtinischen Kapelle vom jahrhundertealtem Schmutz und Kerzenrauch zu befreien. Diese Restaurationsarbeiten finden nicht allgemeine Zustimmung, da die nun wieder leuchtenden Farben angeblich Michelangelos Werk karrikieren, bzw. die Patina des Alters zu den Gemälden gehören soll.
Die Seitenwänden zwischen den Fenstern sind mit Fresken bedeckt, die von den berühmtesten Meistern dieser Zeit ausgeführt wurden: Perugino, Botticelli, Rosselli, Pinturicchio, Signorelli und Ghirlandaio. Gezeigt werden biblische Szenen aus dem Hintergrund der ihnen bekannten Landschaften Umbriens und der Toskana. Die linke Wand zeigt Szenen aus dem Leben des Moses: die Beschneidung, Moses mit den Schafen und dem brennenden Dornbusch, Zug der Juden durch das Rote Meer, Moses mit den Gesetzestafeln usw. Die rechte Wand stellt Ereignisse aus dem Leben Christi dar: seine Taufe im Jordan, geheilte Aussätzige, die Versuchungen Christi (von Botticelli geschaffen), die Berufung der Jünger, Bergpredigt, das Letzte Abendmahl.
Die Fresken an der Decke führte Michelangelo in den Jahren 1508-1512 zumeist eigenhändig aus. Sein Thema war die Erschaffung der Welt, wie sie die Bibel berichtet. Besonders kühn ist ihm dabei die Erschaffung Adams gelungen, was vom Genie des Meisters zeugt. Die Personendarstellung wirken in allen Szenen äußerst plastisch und zeigen leidenschaftliche Bewegtheit.
Fast 22 Jahre später begann Michelangelo unter Papst Paul III. mit dem Fresko an der Altarwand. Dieses ist vielleicht noch großartiger als das Deckengemälde: Michelangelos Sicht des Jüngsten Gerichtes ist düster und desillusioniert, was sicherlich nicht nur mit dem Thema, sondern auch mit seinen persönlichen Erlebnissen zusammenhing (Papst Julius II. beschrieb ihn als furchterregend). Insgesamt schuf er 391 Figuren, die man zum Teil an den Attributen erkennen kann, mit denen Michelangelo sie versehen hatte.
Museo delle Carroze:
1973 öffnete das Kutschenmuseum des Vatikans seine Pforten. Gezeigt werden die Staatskarossen von Päpsten und Kardinälen und eine Reihe von Oldtimern.
Collezione d Arte Religiosa Moderna:
Papst Paul VI. (1963-1978) war bekannt für sein reges Interesse für die moderne religiöse Kunst. Deshalb war es nur verständlich, dass er 55 Säle zur Verfügung stellte, die Werke zeigt, die den Päpsten geschenkt wurden bzw. von diesen erworben worden waren. 800 Werke von Künstlern aus aller Welt sind zu sehen, darunter Matisse, Barlach, Dalì, Munch, Ernst, Beckmann, Nolde, Kandinsky, Greco, Sutherland, Rodin, Corbusier usw.
Museo Gregoriano Profano:
In diesem Museum werden Werke nichtreligiöser Kunst ausgestellt. Die Sammlung besteht in erster Linie aus klassischen Skulpturen, Reliefs, Grabmälern und Sarkophagen, teils römische Originale, teils Kopien früher griechischer Werke.
Pinacoteca (Pinakothek):
Die von Papst Pius VI. gegründete Vatikanische Pinakothek zeigt in 16 Sälen in chronologischer Reihenfolge Gemälde vom Mittelalter bis heute. Besonders sehenswert sind:
Saal I: Byzantinische, sienesische, umbrische und toskanische Werke des Mittelalters
Saal II: Giottos dreiteiliger Flügelaltar
Saal III: Szenen aus dem Leben den Heiligen Nikolaus von Bari (Fra Angelico) sowie ein Triptychon von Filippo Lippi
Saal IV: Werke von Melozzo da Forlì
Saal V und VI: Altarbilder, die Pietà von Lukas Cranach d. Ä.
Saal VII: Madonna und die Heiligen von Perugino, Krönung der Jungfrau von Pinturicchio
Saal VIII: Dieser Saal ist Raffael gewidmet. Zu sehen sind sein letztes Gemälde Verklärung, Madonna von Foligno und Krönung der Jungfrau. Des Weiteren sind hier auch die zehn Wandteppiche ausgestellt, die er für die Sixtinische Kapelle entwarf.
Saal IX: das unvollendete Gemälde Heiliger Hieronymus von Leonardo da Vinci, Pietà von Giovanni Bellini
Saal X: Altarbilder von Caravaggio (Kreuzabnahme), Guido Reni (Kreuzigung Petri), Domenichino (Letzte Kommunion des Heiligen Hieronymus) und Poussin (Martyrium des Heiligen Erasmus)
In den folgenden Räumen werden späte Werke von Tizian, Caravaggio sowie von niederländischen und flämischen Meisten gezeigt. Außerdem kann man hier eine Sammlung päpstlicher Portraits betrachten.
Città del Vaticano, Eingang: Viale Vaticano (Stadtteil: Vatikan)
Tel.: 6 98 33 33
U-Bahn: Metro A (Ottaviano)
Bus: alle halbe Stunde fährt ein Bus vom Petersplatz ab. Die Haltestelle befindet sich links von der Fassade der Peterskirche