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Rom - Kolosseum

Rom: Kolosseum

Das Kolosseum ist das größte antike und gleichzeitig das bekannteste Baumonument Roms. Mit ein wenig Fantasie kann sich jeder vorstellen, wie hier Gladiatoren kämpften und die Zuschauer tobten.

Kaiser Vespasian regte 72 n. Chr. den Bau einer Arena an (während des Brandes von Rom war auch das alte Theater zerstört worden) und zwar auf dem Grundstück, auf dem sein ermordeter Vorgänger Nero mit dem Bau seines Domus Aurea (Goldenes Haus) begonnen hatte. Hierfür musste Neros künstlicher See trockengelegt (dessen Abflusskanäle sind zum Teil heute noch in Betrieb) und eine sieben Meter dicke Grundmauer eingezogen werden. Für das Kolloseum wurden rund 100.000 m³ Travertinblöcke verbaut. Es besaß die gewaltigen Ausmaße von 57 m Höhe, ein Länge von 186 m und eine Breite von 156 m. Die Arena war 48×76 m groß. Dieser Ort der Volksbelustigung fasste rund 50.000 Zuschauer, nach anderen Schätzungen sogar 70.000.

80 n. Chr. fand unter Kaiser Titus die Eröffnung mit gigantischen Spielen statt: 5000 Tiere wurden abgeschlachtet, Hunderte von Gladiatoren kamen ums Leben. Letzte Hand an das monumentale Gebäude legte Domitian (81-96 n. Chr.), der die oberste Galerie anbauen ließ. Über dem oberen Stockwerk schützte eine riesige, von 240 Masten gehaltene Plane aus Segeltuch die Zuschauer vor Sonne und Regen.

Interessant an der Architektur des Gebäudes sind u. a. die Halbsäulen an den äußeren Arkaden. Denn die unterste Arkade zieren dorische, die erste ionische und die zweite Arkade korinthische Säulen. Durch die 80 nummerierten Rundbogen des Erdgeschosses (vier Haupteingänge waren den Honoratioren vorbehalten) konnten die Zuschauer in kürzester Zeit ihre Plätze erreichen. Wer wo zu sitzen hatte, war streng festgelegt und wurde von einem designator überwacht: In den ersten Reihen saßen die Senatoren auf namentlich gekennzeichneten Sitzen (auf einigen kann man die Namen heute noch erkennen). Auf den unteren Reihen nahmen auch der Kaiser, der Hofstaat und die Vestalinnen Platz. Für die Aristokratenfamilien waren die zweiten Ränge vorbehalten. Dahinter – auf den dritten Rängen – verteilte sich das gemeine Volk. Frauen hatten ganz oben zu sitzen, also auf den schlechtesten Plätzen. Dabei sollten sie nicht etwa von den blutigen Szenen in der Arena abgeschottet werden. Nein, vielmehr sollte das Anbandeln zwischen den Geschlechtern verhindert werden!

Das Innere des Kolosseums ist heute nicht mehr sehr ansprechend. Dies hat verschiedene Gründe: Zum einen hat man die Verkleidung aus Marmor im Laufe der Jahrhunderte entfernt, zum anderen diente das Gebäude lange Zeit als Steinbruch für zahlreiche Bauten in Rom, wie für den Palazzo Venezia, den Palazzo Farnese und zum Teil für die Peterskirche. Außerdem wurden die unterirdischen Stollen und Gänge freigelegt, so dass die Arena nun wie freigelegte Eingeweide wirkt. Dort befanden sich früher die Räume der Gladiatoren und die Käfige der wilden Tiere. Den Boden der Arena bildeten Holzplanken, über denen eine Sandschicht den Gladiatoren Halt bot und wie ein Schwamm das Blut aufsog. Im Theater konnten angeblich auch Seeschlachten (naumachien) abgehalten werden.

Die Holzteile des Kolosseums brannten mehrere Male ab und wurden erneuert. Starke Beschädigungen erlitt das Gebäude jedoch durch die Erdbeben in den Jahren 429 und 443.

Im Jahre 404 wurden die Gladiatorenkämpfe verboten. Der Grund hierfür war der Mönch Telemachos, der sich gegen die Spiele ereiferte und deshalb in die Arena sprang. Als Dank wurde er darauf von der erbosten Menge zerrissen. Daraufhin ließ Kaiser Honoratius die Spiele verbieten. Bis 523 n. Chr. fanden dort aber noch Tierhetzen statt. Constans II. ließ 664 n. Chr. die Metallklammern, die die Travertinblöcke zusammenhielten, entfernen und einschmelzen. Dadurch entstellen heute zahlreiche Löcher das Gebäude wie Pockennarben. Im Mittelalter baute die Familie Frangipani das Kolosseum zu einer Festung aus. Dann ging das Gebäude an die Annibaldis über, und 1312 schenkte Kaiser Heinrich VII. das Kolosseum der Stadt Rom. Diese nutzte es dann – wie bereits gesagt – als Steinbruch. Erst Papst Benedikt XIV. setzte 1744 diesem Missbrauch ein Ende. Er glaubte, dass hier Christen während der Verfolgungen ihr Leben lassen mussten (was zeitlich jedoch gar nicht sein kann) und weihte das Kolosseum ihrem Gedenken. Seine Nachfolger begannen dann, dass Gebäude zu restaurieren.

Das Kolosseum hieß ursprünglich eigentlich Amphittheatrum Flavium, da seine Erbauer aus dem Geschlecht der Flavier stammten. Vor dem Kolosseum soll aber eine 35 m hohe kolossale Statue von Nero gestanden haben. Dieser ist es wohl zu verdanken, dass das Theater ab dem 7. Jahrhundert als Colosseo bezeichnet wurde.

Piazza del Colosseo, Tel.: 7 00 42 61

U-Bahn: Metro B (Colosseo)

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