Madrid: San Lorenzo de El Escorial
Am Fuß des Guadarrama-Gebirges neben der kleinen Stadt El Escorial ruht majestätisch die mächtige Klosterresidenz von San Lorenzo de El Escorial, der größte Renaissancebau der Welt. König Felipe II hatte sich ganz bewusst für diese Lage in 1028 Metern Höhe entschieden, denn wie Millionen von Madrilenen liebte auch er den Rückzug in die Sierra, das Madrider Gebirge, um Ruhe und Kraft zu tanken, oder einfach der sommerlichen Hitze der Stadt zu entfliehen. Sechs Wochen im Jahr zog sich hier der König zurück, um sich ausschließlich den Geisteswissenschaften und der Religion zu widmen.
Es ist schon ein beeindruckender Anblick, wenn man auf der Nationalstraße an El Escorial vorbeifährt und plötzlich der riesige Klosterbau vor den Augen aufragt. Ganze 21 Jahre, von 1563 bis 1584, hatte man benötigt, um die Schlossanlage zu vollenden. 1984 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe deklariert. Das Kloster beherbergt gleich mehrere Einrichtungen unter einem Dach diverse Wohntrakte, das Mausoleum, eine Bibliothek, eine Schule, eine Kirche und eine Pinakothek. Im Mausoleum liegen24 Urnen aus Granit, in denen die Gebeine fast aller Nachfolger von Felipe II ruhen, die Spanien zwischen 1500 und 1884 regiert hatten: das Pantheon der Könige. Mit seinen goldenen Ornamenten ist es das Herz der Nekropole.
Ursprünglich war der Schlossbau von Juan Bautista entworfen worden. Die Ausführungen übernahm jedoch Juan Herrera, der mit dem Bau das erste Beispiel für den Desornamentado-Stil geschaffen hat. Nur der Palast im Vatikan übertrifft die Grundfläche von 33.000 Quadratmetern, auf denen die Residenz errichtet worden ist. Felipe II hatte nach seinem Sieg über das französische Heer Heinrich II am Namenstag des heiligen Laurentius dem Heiligen versprochen, einen Bau zu seinen Ehren errichten zu lassen. Der Legende nach wurde der Grundriss des Palastes der Form des Gitterrostes nachempfunden, auf dem der Märtyrer einst gefoltert worden ist. Und auch der Palast von Salomon in Jerusalem ist in dem Schloss wiederzuerkennen. Die Basilika wiederum weist eine Kuppel im Osten auf, die an den Petersdom in Rom erinnert.
Ein weiteres Highlight ist die Bibliothek mit 40.000 Bänden und Manuskripten von unschätzbarem Wert. Die Bücherregale wurden vom Architekten Juan Herrera aus seltenen Hölzern entworfen. Eine wahre Augenweide sind die Deckenfresken mit ihren allegorischen Darstellungen der Künste und Wissenschaften. Philosophie, Theologie, Grammatik, Rhetorik und auch Arithmetik, Geometrie und die Musik werden in kunstvoller Weise inszeniert.
Das Museum wartet mit beeindruckenden Schlachten-Fresken in der „Galería de la Reina“ auf. Das Martyrium des heiligen Mauritius wird eindrucksvoll in einem Gemälde von El Greco verewigt.
Unser Tipp: Einen besonders schönen Blick auf San Lorenzo de El Escorial hat man von der „Silla del Rey“, dem Sitz des Königs. Er liegt auf einem von Eichenwäldern umgebenen Hügel, von dem Felipe II die Bauarbeiten seiner Residenz überwachte. Man kann den Sitz entweder zu Fuß vom Palast aus erreichen, oder mit dem Auto, wenn man in Richtung Toledo fährt. Die „Silla del Rey“ ist ausgeschildert.