Sanssouci

Sanssouci
8. Juni 2017 uwefreund

Berlin - Sanssouci

Berlin: Sanssouci

Mit dem Begriff Sanssouci wird oftmals nur das gleichnamige Schloss verbunden. In Wirklichkeit ist dies ein Park mit mehreren Schlössern und Gartenanlagen. Die Bauarbeiten am Park Sanssouci begannen 1745 unter Friedrich II. mit Schloss Sanssouci und endeten im 19. Jahrhundert unter Friedrich Wilhelm IV.

Schloss Sanssouci: Über sechs geschwungenen Weinbergterassen um eine Freitreppe in der Mittelachse erhebt sich die 1745-47 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff errichtete Dreiflügelanlage von Schloss Sanssouci (französisch sans souci = ohne Sorge). Die Fassade des Gebäudes ist mit 36 Statuen geschmückt, die Bacchanten und Bacchantinnen zeigen, als Anspielung auf den Weinberg. Durch große Fenster und Flügeltüren wurde dem massiven Bau die Schwere genommen.

Die Hofseite des Schlosses wird von Säulenkolonnaden (zwei Viertelbögen bestehend aus korinthischen Säulen) abgegrenzt. Sie geben den Blick auf den gegenüberliegenden Ruinenberg frei.

Auch das Innere von Schloss Sanssouci (nur 12 Räume beherbergt das optisch größer wirkende Gebäude) wurde von Knobelsdorff entworfen. Das Ergebnis waren die schönsten Räume des deutschen Rokoko. Vor allem das Musikzimmer im Flügel mit den königlichen Gemächern ist hervorzuheben, das Johann August Nahl gestaltete. Es ist reich geschmückt mit goldenen Wand- und Deckenornamenten, Spiegel und Gemälden. Die Wandgemälde – sie zeigen die Metamorphose des Ovid – stammen von Antoine Pesne. Im Musikzimmer soll Friedrich der Große täglich eine Stunde musiziert und komponiert haben. Das Arbeits- und Schlafzimmer des Königs hat man später klassizistisch umgestaltet, die kleine Galerie am Ende des Flügels hat sein Rokokoaussehen behalten. Hier stehen Büsten und hängen Gemälde des 18. Jahrhunderts. Im Zentrum des Schlosses befinden sich das Vestibül und der Marmorsaal. Vor allem das Vestibül zeigt die ganze Pracht des Rokoko mit korinthischen Pilastern, Säulen, Fresken und Reliefs in vergoldetem Stuck. Im Marmorsaal hielt Friedrich der Große seine Tafelrunden ab. Hier traf er sich mit aufgeklärten Intellektuellen, um zu diskutieren und zu spotten. Im westlichen Flügel des Gebäudes sind fünf Gästezimmer untergebracht, u. a. das Voltairezimmer. Jeder Raum wurde als eigenständige Komposition gestaltet.

100 Jahre nach der Thronbesteigung Friedrichs des Großen (1840) wurde der Wirtschaftstrakt zum Damenflügel ausgebaut. Seine Innenausstattung ist ein Beispiel für die Wohnkultur des Adels zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Der Damenflügel hat in jedem Geschoss drei Appartements für Hofdamen, im Obergeschoss aber auch für Kavaliere. Das Grüne Zimmer wird auch als das Traumzimmer bezeichnet: Dieses soll König Wilhelm IV. so im Traum erschienen sein. 1981 wurde der Damenflügel renoviert und Möbel, Bilder sowie eine Sammlung von Biedermeiergemälden in die Ausstattung eingefügt.

Rechts vom Ostflügel findet man die schlichte Grabplatte von Friedrich II. Erst 1991 konnten seine Gebeine hier zur letzten Ruhe gebettet werden. Neben Friedrich dem Großen sind seine Lieblingshunde begraben.

Ruinenberg: Auf der Anhöhe direkt hinter den Kolonnaden von Schloss Sanssouci ließ Friedrich der Große 1748 ein Ruinenensemble nach römischen Vorbild errichten. Der Hügel diente zum einen als Jagdgebiet, zum anderen als Park für Spaziergänge. Hinter den Ruinen liegen die Wasserreservoirs versteckt, die die Brunnen von Sanssouci speisen. Das Wasser gelangt vom Dampfmaschinenhaus in Potsdam aus in die Becken.

Bildergalerie: Nachdem in Schloss Sanssouci nicht mehr alle Gemälde aus der Sammlung von Friedrich II. passten, ließ er in den Jahren 1755-63 rechts vom Schloss die Bildergalerie erbauen. Sie zählt zu den ältesten erhaltenen Museumsbauten in Deutschland. Das Gebäude mit den beiden Galerieflügeln ist eingeschossig. Über dem Mittelteil erhebt sich eine Kuppel. Zahlreiche Marmorvasen und -figuren schmücken die Fassade. Der Galeriesaal ist im Stile des Rokoko mit Stukkaturen, Schnitzereien, vergoldeten Bronzen und Marmor in verschiedenen Farben geschmückt. Er wird von der einen Seite beleuchtet, während auf der anderen dicht gedrängt die 128 Gemälde des Königs hängen, u. a. von Rubens, van Dyck, Lucas Cranach d.Ä., Breughel d.Ä., Caravaggio, Vasari und Tintoretto.

Neptungrotte: In den Gärten rechts von der Bildergalerie steht die Neptungrotte. 1751 wurde dieser von Knobelsdorff entworfene Schmuckbau errichtet. Zu sehen sind große Muschel-Wasserbecken und mitten auf dem Dach steht der Meeresgott Neptun mit einem Dreizack. Er ist eine Arbeit des Bildhauers Johann Peter Benckert, die beiden Najaden mit Wasserkrügen schuf Georg Franz Ebenhech.

Neue Kammern: Auf der linken Seite von Schloss Sanssouci erheben sich die so genannten Neuen Kammern. Diese wurden 1747 nach Entwürfen von Knobelsdorff (optisch identisch mit der Bildergalerie auf der anderen Seite vom Schloss) als Orangerie erbaut. In den Jahren 1771-75 baute Karl von Gontard das Gebäude zu einem Gästehaus um. Darin befinden sich Gesellschaftsräume, wie die Ovidgalerie, und sieben Kavalierswohnungen. Der Mittelsaal und drei Räume im Ostflügel blieben in ihrem Originalzustand. Darin sind das Vestibül, der Festsaal, der ovale Buffetraum und die Ovidgalerie untergebracht.

Neues Palais: Die monumentale Größe des Neuen Palais zeigt schon, dass der 1763-69 erbaute Gebäudekomplex für repräsentative Zwecke bestimmt war. Friedrich II. wollte hier die Sommerresidenz des preußischen Hofes errichten und gleichzeitig der Welt zeigen, dass Preußen die Schlesischen Kriege wirtschaftlich und finanziell gut überstanden hatte (was in der Realität jedoch nicht der Fall war!). Das Neue Palais ist insgesamt 250 m lang. An dem Haupthaus, dessen Mittelteil durch eine Kuppel bekrönt wird, wurde jeweils ein niedrigerer Seitenflügel angebaut, die zusammen einen Ehrenhof bilden. Insgesamt schmücken 230 Wandpfeiler und 428 Skulpturen das Gebäude.

Das Schloss besitzt mehr als 200 Räume, die im Rokoko-Stil eingerichtet wurden: Repräsentationsräume, königliche Wohngemächer und Gästezimmer. Die beiden Höhepunkte bilden hierbei der Muschel- oder Grottensaal, die Marmorgalerie sowie das Theater im südlichen Seitenflügel. Den Entwurf für den Muschelsaal lieferte Gontard 1765. Die Wände sind mit Fossilien und Halbedelsteinen geschmückt, Tropfsteinnischen aus Glasschlacke und Korallen vermitteln den Grottencharakter. Der Fußboden ist mit Marmoreinlegearbeiten, die Pflanzen und Tieren zeigen, ausgelegt. Die Marmorgalerie (ebenfalls von Gontard) ist der Festsaal des Schlosses. Wände und Fußböden bestehen aus weißem Carrera-Marmor und rotem Japsis-Stein, die Decke ist mit Fresken geschmückt. Noch bevor das Neue Palais fertiggestellt war, wurde 1768 das Theater eingeweiht. Die Zuschauer sitzen darin ähnlich wie in einem Amphittheater. In diesem Hoftheater fanden nur zu besonderen Anlässen Vorstellungen statt.

Kolonnaden (Communs): Hinter dem Neuen Palais stehen als prachtvoller Abschluss die Kolonnaden mit zwei großen Pavillons. Die beiden Gebäude wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts (1766-69) von Gontard erbaut und dienten als Küche und als Unterkunft für die Diener.

Drachenhaus: Das Drachenhaus, 1770-72 erbaut, diente als Winzerhäuschen des Weinbergs von Sanssouci. Es wurde im Stil einer chinesischen Pagode errichtet, an den Ecken der Dächer sind vergoldete Drachen zu sehen. Heute ist darin ein Café untergebracht.

Historische Mühle: Die Historische Mühle direkt hinter den Neuen Kammern wurde in den Jahren 1787-91 anstelle einer Bockmühle erbaut. Um 1850 wurde die Mühle in königlichen Besitz übernommen. 1945 ist sie abgebrannt. Derzeit sind noch Restaurierungsarbeiten im Gange. Nach Beendigung soll hier eine Mühlenmuseum untergebracht werden.

Felsentor: Das Felsentor bildet das Gegenstück zur Neptungrotte auf der Ostseite des Hügels. 1749 nur auf Brettern gemalt, wurde es ein Jahr später in Stein ausgeführt. Das Tor zeigt einen Adler, der mit einer Schlange kämpft. Das Felsentor diente als Eingang zum Nordischen Garten.

Chinesisches Haus: In diesem wunderschönen Rokoko-Gebäude bat Friedrich II. gelegentlich zum Tee. Der Pavillon im Rehgarten – übrigens vom Alten Fritz selbst entworfen – bildet auf drei Seiten offene Hallen. Vergoldete Statuen, die Musikanten und Teetrinker darstellen, schmücken ihn. Palmensäulen, zu deren Füßen Statuen lagern, stützen das Dach, auf dem ein vergoldeter Mandarin mit einem Sonnenschirm sitzt. Das Innere des Chinesischen Hauses – ein Mittelsaal, um den drei Kabinette angeordnet sind, die mit den Hallen verbunden sind – schmücken Fresken und eine Sammlung von Porzellanen, Holzarbeiten und Malereien aus dem 18. Jahrhundert im ostasiatischen Stil.

Antikentempel: 1768 ließ Friedrich der Große direkt vor dem Neuen Palais den Antikentempel errichten. Darin sollte seine Antikensammlung aufbewahrt werden. Heute ist der Tempel die Ruhestätte von Auguste, der letzten deutschen Kaiserin, und dreier Prinzen.

Freundschaftstempel: Der runde Freundschaftstempel mit flachem Kuppeldach war der verstorbenen Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, gewidmet.

Friedenskirche: Friedrich Wilhelm IV. ließ in den Jahren 1845-48 die Friedenskirche erbauen – er liegt in dieser Kirche auch begraben. Auch hier diente wie beim Orangerieschloss die italienische Architektur (insbesondere die Basilika San Clemente) als Vorbild. Entstanden ist ein dreischiffiges Gotteshaus mit einem typischen römischen Campanile. Um den Eindruck einer alten Kirche zu vermitteln, wurde in der Apsis ein Mosaik aus dem frühen 13. Jahrhundert eingefügt, das aus einer venezianischen Kirche stammt.

Der Friedenskirche angeschlossen ist das Mausoleum Friedrichs III. Es wurde 1888-90 nach Plänen von Julius Raschdorff in Form einer neubarocken Kuppelrotunde mit einem doppelgeschossigen Umgang erbaut. Als Vorbilder für die beiden Sarkophage, die das Kaiserpaar ruhend zeigt, dienten die Königsgäber im Mausoleum von Schloss Charlottenburg.

Schloss Charlottenhof: 1826-28 ließ sich der spätere König Friedrich Wilhelm IV. das ehemalige Gutshaus zum klassizistischen Palais umbauen. Mit dem Bau von Schloss Charlottenhof begann die zweite Bauphase in Sanssouci.

Das Schloss wird von einem zentralen Giebelportikus mit dorischen Säulen beherrscht. Der schönste Teil des Gebäudes ist das Vestibül, in dem Springbrunnenbecken, Marmormosaiktische, Wandbilder und Figurenfries zu sehen sind. An das Vestibül schließen sich Wohn- und Gästezimmer an, die von Schinkel mit erlesenem Mobilar, Plastiken und Gemälden eingerichtet wurden.

Orangerieschloss: Friedrich Wilhelm IV., ein großer Bewunderer der italienischen Architektur, ließ von 1851-60 die Neue Orangerie erbauen. Das Gebäude liegt auf einer mehrstufigen Terrasse mit zahlreichen Brunnen mit Fontänen und Statuen. Es besteht aus einem langgestrecktem zweigeschossigen Hauptbau, der von den Orangerieflügeln eingerahmt wird. Der Hauptbau wird von einem Belvedere-Aufbau bekrönt,der als Doppelturmfassade mit verbindenden Säulenkolonnaden gestaltet wurde. Die Orangerie diente als Winterquartier für die aus südlichen Regionen stammenden Pflanzen des Schlossparks. Hier logierte aber auch die Zarin Charlotte von Russland mit ihrem Mann Zar Nikolaus I. Das Innere ist weitgehend im Stile des Rokoko gehalten. Nur der Raffaelsaal entspricht dem Äußeren des Schlosses und ist im Renaissancestil eingerichtet. Hier hängen 67 Kopien bedeutender Werke Raffaels.

Unterhalb des Schlosses, mitten im Sizilianischen Garten steht die kupferne Statue eines Bogenschützens. Diese wurde von Ernst Moritz Geyger 1901modelliert.

Römische Bäder: Obwohl dieses Gebäude Römische Bäder heißt, hat hier nie jemand gebadet. Im 19. Jahrhundert im Stil italienischer Landhäuser entstanden, diente die Anlage als Gästehaus und als Schmuck für den Park. Erbaut wurde es von Schinkel und dessen Schüler Ludwig Persius.

Haupteingang: Schopenhauerstraße. Tel.: 0331/96 94-200 oder 201

S-Bahn: S3, S7 (Potsdam Charlottenhof, Potsdam Wildpark)

Tram: 91, 96, 98 (Luisenplatz, Schloss Charlottenhof)

Potsdam-Sanssouci Express: Rundfahrten mit einem historischen Zug durch den Park von Sanssouci

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